 
Sanfte Hügel, weite Felder und bewaldete Kuppen, dazwischen einzelne, stattliche Bauernhöfe. Eine Landschaft wie im Bilderbuch - das Mühlviertel in Oberösterreich. Die große und die kleine Mühl, zwei Flussarme, die im Böhmerwaldmassiv entspringen und die vielen Mühlen, die nicht nur entlang dieser Flüsse liegen, geben diesem Gebiet zwischen tschechischer Grenze und Donau den Namen.
Bergbauern kämpfen um ihre Existenz Aber die Idylle trügt: die Bauern dieser Region können vom Ertrag ihrer Höfe schon lange nicht mehr leben. Viele nehmen den weiten Weg in die Industriestadt Linz in Kauf, um dort eine Arbeit zu finden und bewirtschaften ihren Hof nach Feierabend. Immer mehr Bauern geben ihren Hof ganz auf. Mit Milchwirtschaft und Kartoffelanbau lassen sich auf den steinigen Böden keine guten Erträge erzielen.

Kräuteranbau sichert die Zukunft Davon ließen sich einige junge Bauern aber nicht abschrecken. Sie begannen 1986 nach einer zusätzlichen Verdienstmöglichkeit zu suchen und experimentierten mit Kräutern. Die granithaltigen Böden, die Lage der Felder in 500 – 900 m Seehöhe fernab von Autobahnen und Industrien lassen die Pflanzen optimal gedeihen. Heute können alle 34 Mitglieder der Genossenschaft durch Kräuteranbau nach den Richtlinien von „Ernte für das Leben“, dem größten Bio-Anbauverband Österreichs, allein von ihren Höfen leben. „Früher musste ich zusätzlich als Maurer arbeiten. Heute habe ich neben meinen 24 Hektar Grünland und der Viehzucht noch acht Hektar mit Kräutern“ sagt Hans Bergsmann, ein Bauer der Gemeinschaft.
Anbauen, selbst verpacken und vermarkten Bis zu 37 Kräuter werden von der Genossenschaft inzwischen selber angebaut oder in den umliegenden Wäldern und Hecken gesammelt. Die Feldwirtschaft ist oftmals nur in mühevoller Handarbeit möglich und erfordert viele Arbeitsstunden. Die wenigen Maschinen wurden selbst gebaut oder umgebaut. Sie werden in zwei Maschinengemeinschaften von allen Bauern gemeinsam genutzt. Die Bauern ernten, zerkleinern und trocknen die Kräuter. In der Zentrale in Thierberg werden die Kräuter dann gemischt, abgepackt und zum Verkauf oder Versand bereitgestellt. Der Geschäftsführer der Genossenschaft, Karl Dirnberger, ist für die Vermarktung der Kräuter zuständig. Eine eigene als Teesommelier ausgebildete Arbeitsgruppe überprüft regelmäßig die Qualität der Kräuter und stellt neue Teemischungen zusammen.

Hohe Qualität der Kräuter Langsames Wachstum, niedrige Erträge und eine mühevolle Feldbewirtschaftung per Hand ergeben hocharomatische Kräuter. Schonende Trocknung bei niedrigen Temperaturen und geringst mögliche Zerkleinerung der Pflanzenteile bewahren die wichtigen Inhaltsstoffe der Kräuter. Künstliche Aromatisierung und chemische Lagerbegasung werden strikt abgelehnt. Aufwendige Kontrollen und intensive Beratung der Bergbauern sichern die besondere Qualität der Bergkräuter. Der gute Mühlviertler Boden, die frische, reine Luft und die Sonne geben den Bergkräutern ihr volles intensives Aroma und lassen ihre Wirkstoffe reifen.
Erhalt der Kulturlandschaft Die Produktion biologischer Kräuter ist gerade in einer entlegenen, von Abwanderung junger Menschen bedrohten Gegend wie dem Mühlviertel ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung von Arbeitsplätzen, zur Pflege einer intakten Kulturlandschaft und zur Bewahrung der bäuerlichen Landwirtschaft mit ihren kleinen Familienbetrieben. |